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Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

JAHRESKREIS
24. WOCHE - MONTAG

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Der Glaube des Hauptmanns

Die Demut ist das Erdreich des Glaubens.
Wachsen im Glauben.
Demütige wissen um die Gefährdungen des Glaubens.

Als Jesus diese Rede vor dem Volk beendet hatte, ging er nach Kafarnaum, berichtet das heutige Evangelium. Es wird in der Abenddämmerung gewesen sein. Jüdische Älteste suchten ihn auf, um sich im Namen eines römischen Hauptmanns für einen von dessen Dienern, der schwer krank war und den sein Herr sehr schätzte, zu verwenden. Der Schilderung des Evangeliums können wir entnehmen, daß dieser Hauptmann ein tüchtiger Vorgesetzter und ein guter Mensch war. Er kann nicht nur befehlen - sage ich nun zu einem (meiner Soldaten): Geh!, so geht er, und zu einem anderen: Komm!, so kommt er ... -, er hat auch ein weites Herz und nimmt Anteil an den Sorgen der ihm Anvertrauten - jetzt an der Krankheit seines Dieners. Zudem ist er großzügig - er hat die Synagoge der Stadt erbauen lassen - und versteht es, die Zuneigung und Hochachtung der Menschen zu gewinnen. Deshalb sagen seine Abgesandten zum Herrn: Er verdient es, daß du seine Bitte erfüllst, denn er liebt unser Volk. Das Bewundernswerte an ihm zeigt sich jedoch erst später. Der Herr hat sich auf den Weg gemacht und nähert sich seinem Hause. Der Hauptmann läßt ihm sagen: Herr, bemühe dich nicht! denn ich bin es nicht wert, daß du mein Haus betrittst. Deshalb habe ich mich auch nicht für würdig gehalten, selber zu dir zu kommen. Sprich nur ein Wort, dann muß mein Knecht gesund werden.

Dieses Ineinander von Glaube und Demut berührt das Herz Jesu. Christus war erstaunt über ihn, als er das hörte. Und er wandte sich um und sagte zu den Leuten, die ihm folgten: Ich sage euch: Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden.

Die Demut ist die erste Voraussetzung für den Glauben an Christus. Sie ist der Pfad, der zum Glauben führt, das Erdreich, das sein Wachsen ermöglicht, die Sprache, die Jesus sofort versteht. Der heilige Augustinus vergleicht sie in einem Kommentar zu dieser Stelle mit der Tür, durch die Jesus schritt, um von einem Menschen Besitz zu ergreifen, der ihm eigentlich schon gehörte.

»Du hast mir anvertraut, wie Du betend vor Gott dein Herz ausgeschüttet hast: >Ich betrachte, Herr, meine Armseligkeit. Es will mir scheinen, daß sie trotz deiner Gnade sogar noch zunimmt. Sicher darum, weil ich der Gnade so wenig entspreche. Ich weiß, daß mir für das Vorhaben, das du von mir erbittest, alle Voraussetzungen fehlen. In den Zeitungen lese ich von so vielen Menschen, die angesehen und begabt sind, die Geld haben, reden und schreiben und dies und jenes organisieren, um deine Königsherrschaft zu verteidigen ... Dann blicke ich auf mich: ein Nichts, unwissend und arm ..., völlig bedeutungslos ... Wüßte ich nicht, daß du mich gerade so haben willst, wäre ich verwirrt und beschämt. Andererseits weißt du, Jesus, wie gerne - mit wieviel Freude - ich meinen Ehrgeiz dir zu Füßen gelegt habe ... Glaube und Liebe: lieben, glauben, leiden ... Darin möchte ich >reich< und >erfahren< sein, aber nur in dem Maße, das du in deiner unendlichen Barmherzigkeit für mich bestimmt hast. Ich wünsche mir, daß mein ganzes Ansehen und meine ganze Ehre nur in einem liegen: darin, daß ich getreu deinen allgerechten und alliebenden Willen erfülle.<«3

II. Ich sage euch: Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden. Wie groß muß die Freude des Herrn gewesen sein, daß er mit einem solchen Lob auf die Worte des Hauptmanns reagierte! Fragen wir uns: Kann der Herr auch mit unserem Glauben zufrieden sein?

In einer klassisch gewordenen Aussage unterscheidet der heilige Augustinus verschiedene Aspekte des Glaubens: »Deo credere, Deum credere, in Deum credere«4. »Deo credere heißt: glauben, daß wahr ist, was Gott sagt ...; so glauben wir auch einem Menschen, während wir nicht >an< einen Menschen glauben. Deum credere heißt: glauben, daß er Gott ist. In Deum credere heißt: glaubend lieben, glaubend zu ihm hingehen, glaubend ihm anhangen und seinen Gliedern zugesellt werden.«5

»Im Glauben gründet der Mensch seine ganze Existenz auf Gott; er ist ihm Halt und Inhalt des Lebens. Diese Haltung vertrauenden Glaubens ist nur möglich als Antwort auf die geschichtliche Offenbarung der Treue und Verläßlichkeit Gottes. So ist der Glaube immer zugleich personaler Vertrauensglaube und inhaltlicher Bekenntnisglaube. Erst beide zusammen machen den lebendigen Glauben aus, der von der Liebe bewegt wird, im Unterschied zum bloßen Fürwahrhalten, dem toten Glauben.«6

Natürlich kannte der römische Hauptmann den Inhalt des voll entfalteten Glaubens an Christus nicht. Aber er verließ sich ganz auf Jesus, und darin war die Bereitschaft enthalten, vorbehaltlos Ja zu sagen zu jedem Wort, zu jeder Tat des Herrn. Wie er müssen wir an erster Stelle unsere persönliche Beziehung zum Herrn frei von jeder Gemütsschwankung machen. Unser Verhältnis zu Gott soll immer beständiger, immer tiefer werden. Und dazu haben wir das Gebet und die Sakramente. Gleichzeitig aber müssen wir auch bestrebt sein, die Inhalte des Glaubens, so wie die Kirche sie uns lehrt, gut zu kennen. Dabei sind die regelmäßige Lektüre von solider theologischer Literatur, die Teilnahme an Einkehrtagen oder Vorträgen über den Glauben und ähnliche Bildungsmittel unerläßlich.

Wenn beides in uns zusammenwirkt, können wir dem Herrn sagen: Ja, Herr, ich glaube an dich, ich liebe dich. Weil ich dich liebe, suche ich das Gespräch mit dir, und - mit dir sprechend - erfahre ich jedesmal genauer, was du von mir willst: daß ich dich in meinem Alltag suche, daß ich in meinem Kampf nicht nachlasse, so zu leben, wie du es von mir erwartest: nach deinem Wort, nach deinem Willen, nach deiner Wahrheit.

Und als die Männer, die der Hauptmann geschickt hatte, in das Haus zurückkehrten, stellten sie fest, daß der Diener gesund war.

Durch ein Wunder hat der Herr einem Menschen geholfen. Niemals jedoch wirkt Christus ein Wunder zu seinem eigenen Nutzen. Als er hungrig war, machte er nicht aus Steinen Brot, als er durstig war, bat er die Samaritanerin um Wasser. Vor Herodes, der sich etwas Spektakuläres erhoffte, schweigt er. Seine Wunder sind Zeichen, und er sagt uns, für was: damit die Menschen glauben, daß du mich gesandt hast. Sie sind gleichzeitig ein Ausfluß der Liebe, die sein barmherziges Herz für die Menschen empfindet: sind Werke der Barmherzigkeit, die den Menschen an Leib und Seele helfen. Der römische Hauptmann war Jesus schon sehr nahe, als er ihm gänzlich vertraute; und dann, nachdem sein Diener geheilt worden ist, wird er ihm aus ganzem Herzen dankbar gewesen sein. Vielleicht gehörte er später zu den ersten aus dem Kreis der Heiden, die nach Pfingsten die Taufe empfingen.

Der Glaube vereint uns mit unserem Erlöser Jesus Christus. Er gibt uns eine Festigkeit, die jeder Erschütterung standhält. Aber dies ist nur durch Demut möglich. Sie befähigt uns, unsere Nichtigkeit vor Christus anzuerkennen und ihn gewähren zu lassen: mag er uns nun gleich helfen oder später oder anders, als wir es gern hätten.

Nach Augustinus lassen sich alle Gaben Gottes in einer einzigen Gabe zusammenfassen: »Den Glauben empfangen und im Glauben ausharren bis zum letzten Augenblick unseres Lebens.«9 Die Demut läßt uns erkennen, daß wir Christus verlassen und den Glauben an ihn verraten können. Aber gerade deshalb läßt sie uns um so beharrlicher die Nähe zum Herrn suchen und die Gelegenheiten wahrnehmen, ihn besser kennenzulernen. Aus der demütigen Erkenntnis der eigenen Hinfälligkeit erwächst der Wunsch, sich enger an Christus zu binden: Einerseits durch die Sakramente und das Gebet, auf der anderen Seite durch eine solide Kenntnis der Glaubenslehre. Die demütige Annahme der Heilsgnaden, die die Schwächen des Willens heilen, und das demütige Beugen des Verstandes angesichts der göttlichen Wahrheit, bewahren uns vor der Heillosigkeit des Stolzes, von dem es in der Schrift heißt: Gott tritt den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er seine Gnade10

Unsere Liebe Frau ist die vollkommene Verkörperung des Ineinanders von Glauben und Demut. Das Grußwort Elisabets trifft den Sachverhalt: Selig ist die, die geglaubt hat, daß sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ. Und Maria ergänzt dieses Wort: Mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.12

7,1-10. - vgl. Augustinus, Predigt 46, 12. - J.Escrivá, Im Feuer der Schmiede, Nr.822. - Augustinus, Predigt 144, 2. - J.Pieper, Lieben, Hoffen, Glauben, München 1986, S.307. - Katholischer Erwachsenen-Katechismus, Bonn 1985, S.250. - vgl. 4,7. - 11,42. - Augustinus, Über die Gabe der Beharrlichkeit, 17,47;50,641. - 4,6. - 1,45. - 1,47-48.

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