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Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

OSTERZEIT
VIERTER SONNTAG

22

DER GUTE HIRT. LIEBE ZUM PAPST

Die Einsetzung des Primats.
Das Petrusamt: Gebet für den Papst.
Jeder Papst ist anders.

I. Auferstanden ist der Gute Hirt. Er gab sein Leben für die Schafe. Er ist für seine Herde gestorben, Halleluja1

Die Gestalt des guten Hirten beherrscht die Liturgie dieses Sonntags. Das Opfer des Hirten hat den Schafen das Leben wiedergeschenkt, seine Hingabe bringt ihnen Rettung. Jahre später stärkt Petrus den Glauben der Christen, indem er sie an alles erinnert, was der Herr für sie getan und gelitten hat: Durch seine Wunden seid ihr geheilt. Denn ihr hattet euch verirrt wie Schafe, jetzt aber seid ihr heimgekehrt zum Hirten und Bischof eurer Seelen. Deshalb betet die Kirche heute: Allmächtiger, ewiger Gott, dein Sohn ist der Kirche siegreich vorausgegangen als der Gute Hirt. Geleite auch die Herde, für die er sein Leben dahingab, aus aller Not zur ewigen Freude3

Aus den ersten christlichen Jahrhunderten sind uns, vor allem in Fresken und Mosaiken, zahlreiche Darstellungen vom guten Hirten überliefert. Sie erinnerten die Gläubigen an die barmherzige Güte des menschgewordenen Gottes, der die Seinen niemals im Stich läßt. Dies will auch die heutige Liturgie. Gleichzeitig können wir in unserem persönlichen Gebet an alle denken, die im Auftrag des Herrn das Hirtenamt ausüben, besonders an den Träger des Petrusamtes.

Im Alten Testament ist Mose der Hirt der Herde Gottes4, und David wird von Gott von seinen Schafen weggeholt, um das Volk Israel zu weiden5. Aber auch Gott selber ist der Hirte Israels6, der das zerstreute und versprengte Volk wieder sammelt. Alle Verheißungen und Erwartungen an den vollkommenen Hirten, die im Alten Testament anklingen, erfüllen sich im Neuen in der Gestalt Jesu. Vor allem im Johannes-Evangelium erkennen wir neue Züge. Jesus ist keine Herrschergestalt, wie der messianische König es ist. Er ist der gute Hirt, der sein Leben für die Schafe hingibt und Hirten einsetzt, damit diese sein Werk weiterführen. Im Gegensatz zum Mietling, der im Augenblick der Gefahr die Schafe im Stich läßt, um sein eigenes Leben zu retten, setzt Jesus sein Leben für die Schafe ein und zeigt damit, daß sie seine Schafe sind. Aber dies ist mehr als ein Eigentumsverhältnis, es ist »das wechselseitige Verhältnis zwischen Hirt und Herde, das im Bilde als Rufen des Hirten und Hören (Kennen) seiner Stimme durch die Schafe, in der Deutung als gegenseitiges Sich-Kennen beschrieben wird= 7. Jesus ist der eine Hirt und - wie es im 1. Petrusbrief heißt - der oberste Hirt8.Als der auferstandene Herr vor seiner Himmelfahrt Petrus zum Hirten seiner Herde einsetzte,9 erfüllte sich die vor der Passion gegebene Verheißung: Ich aber habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du dich wieder bekehrt hast, dann stärke deine Brüder.10 Lassen wir jenen Augenblick 11 auf uns wirken: »>Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese?< Wie menschlich rührend, daß hier Jesus ihn ein letztes Mal beim ursprünglichen Namen nennt - immer, von Ewigkeit her, heißt das, bist du mein gewesen, auch schon als du bloß der Simon aus Betsaida warst. Und die zutiefst menschlich vornehme Antwort, die nicht einfach lautet >Ja<, was er vor den anwesenden Freunden nicht fertigbringt, weil es ihnen weh tun könnte. So sagt er denn: >Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe.< Wie hat Jesus ihn wohl, falls man es überhaupt so ausdrücken kann, für dieses demütige Zartgefühl geliebt! Er sagte zu ihm: >Weide meine Lämmer.< Das sind die kleinen, die jungen, die noch taumeligen und schwachen Schafe. Sie nennt der Herr der Kirche als erste, denn sie bedürfen zuallererst des guten Futters, der regelmäßigen ausreichenden Nahrung, sonst gehen sie zugrunde. Noch einmal fragt Jesus: >Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?< Und noch einmal die gleiche Antwort. Aber nicht die ganz gleiche Weisung Jesu, sondern: >Hüte meine Schafe!< Das heißt, nicht nur für ihre Ernährung sorgen, sondern auch für ihren Schutz vor den Wölfen und vor den Unbilden der Natur.«12

Und zum dritten Mal die Frage: Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum drittenmal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zur Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, daß ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe. »Es versteht sich, auch die ausgewachsenen Tiere der Herde brauchen Weidegrund. Weide meine Lämmer - hüte meine Schafe - weide meine Schafe. Diese Reihenfolge ist nicht zufällig, sie bezeichnet genau die Lebensbedingungen und -gesetze für das Werden und Wachsen von Kirche, damals wie gestern, heute und alle Zeit.«13

II. Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus.14 Diesen einen Grund hat der Stifter der Kirche in Petrus sichtbar machen wollen. Durch einen Befehl, der auch eine Bitte ist, hat der Gekreuzigte und Auferstandene »den heiligen Petrus an die Spitze der übrigen Apostel gestellt und in ihm ein immerwährendes und sichtbares Prinzip und Fundament der Glaubenseinheit und der Gemeinschaft eingesetzt«15.

Wo Petrus ist, da ist die Kirche, wie Christus sie gestiftet, gewollt hat. Der Bau der Kirche ruht nach dem Willen des Herrn auf dem Felsen Petri. »Das Unproportioniertsein der Menschen zu solcher Funktion ist so schreiend, so eklatant, daß gerade in der Beauftragung des Menschen mit der Felsfunktion sichtbar wird, daß es nicht diese Menschen sind, die die Kirche halten, sondern er allein, der dies mehr trotz der Menschen als durch die Menschen tut. Das Geheimnis des Kreuzes ist vielleicht nirgends so greifbar anwesend wie in der kirchengeschichtlichen Realität des Primats. (...) Wenn die Kirche im Glauben an diesen Worten festhält, ist dies nicht Triumphalismus, sondern die Demut, die staunend und dankbar den Sieg Gottes über die menschliche Schwachheit und durch sie hindurch erkennt. Wer den Worten aus Furcht vor Triumphalismus oder vor menschlicher Eigenmacht ihre Kraft nimmt, verkündet nicht den größeren Gott, sondern verkleinert ihn, der gerade im Paradox menschlicher Ohnmacht die Macht seiner Liebe zeigt und damit dem Gesetz der Heilsgeschichte treu bleibt.«16

Auf dem Felsen des Petrus ruht bis zum Ende der Zeiten der Bau der Kirche, allen Erschütterungen der menschlichen Geschichte trotzend. Was unser Herr Jesus Christus im heiligen Petrus eingesetzt hat, »das muß notwendig nach seiner Anordnung in der Kirche fortdauern, die auf dem Felsen errichtet ist und bis zum Ende der Zeiten feststehen wird«17.

Ähnlich wie die Einsetzung des Primates am Anfang der Kirche steht, können wir die Einheit der jungen Gemeinde mit ihrem Haupt bis in die Anfänge zurückverfolgen. Die Apostelgeschichte schildert uns in bewegenden Bildern die Liebe und Fürsorge der Gläubigen, als Herodes Petrus ins Gefängnis werfen läßt und plant, ihn nach dem Paschafest der Juden hinrichten zu lassen. Die Gemeinde aber betete inständig für ihn zu Gott.18 Als Petrus durch den Engel befreit wird, findet er sie im Haus der Maria, der Mutter des Johannes mit dem Beinamen Markus19 im Gebet versammelt. Dies setzt sich durch die Jahrhunderte fort im Gebet für den jeweiligen Nachfolger des Petrus: »Der Herr erhalte ihn, er schenke ihm Leben und Seligkeit auf Erden und beschütze ihn vor seinen Feinden.«20

Das Gebet für den Papst und für seine Anliegen hat in jeder heiligen Messe einen festen Platz. Aber unsere Verbundenheit mit ihm soll sich ebenso in unserem persönlichen Gebet zeigen: »Gebet als Pflicht, als Dienst, als Akt der Gerechtigkeit, denn Petrus hat ein Anrecht auf dieses Beten. Gebet als zweifellos anstrengende Arbeit, die aus Treue, Loyalität und letztlich eben aus Liebe zu verrichten ist.«21 Aber Gebet auch als Dank dafür, daß wir inmitten so vieler Wirrnisse die Tragweite des Petrusamtes zu erkennen vermögen: »Dank, mein Gott, für die Liebe zum Papst, die du mir ins Herz gelegt hast.«22

III. Eure Ältesten ermahne ich, da ich ein Ältester bin wie sie und ein Zeuge der Leiden Christi und auch an der Herrlichkeit teilhaben soll, die sich offenbaren wird: Sorgt als Hirten für die euch anvertraute Herde Gottes, nicht aus Zwang, sondern freiwillig, wie Gott es will; auch nicht aus Gewinnsucht, sondern aus Neigung; seid nicht Beherrscher eurer Gemeinden, sondern Vorbilder für die Herde. Wenn dann der oberste Hirt erscheint, werdet ihr den nie verwelkenden Kranz der Herrlichkeit empfangen.23 Diese Worte aus dem 1. Petrusbrief greifen das Bild vom guten Hirten auf, das der erste Papst vom Herrn vernommen hatte, und weiten es aus. Sie sind nicht nur eine Ermahnung an die Hirten von damals, sondern auch ein Vermächtnis an alle Hirten, besonders an die Träger des Petrusamtes bis heute. Jeder Papst hat seine persönliche Eigenart und trägt die Züge seiner Zeit. Aber allen ist gemeinsam, was Johannes XXIII. kurz nach seiner Wahl in sein »Geistliches Tagebuch« schrieb: »Seitdem mich der Herr, elend wie ich bin, zu diesem großen Dienst berufen hat, fühle ich mich keinem privaten Bereich in diesem Leben mehr zugehörig, weder Familie noch Heimat, Vaterland, besonderen wissenschaftlichen Richtungen und Vorhaben, auch wenn sie gut sind. Mehr denn je erkenne ich mich heute als unwürdigen und demütigen >Knecht Gottes und Knecht der Knechte<. Meine Familie ist die ganze Welt. Dieses Gefühl universaler Zugehörigkeit muß meinen Verstand, mein Herz und mein Tun bestimmen und beleben.«24

Die letzten Jahrzehnte haben uns eindrucksvoll gezeigt, wie jeder Papst - jeder auf seine Weise - treu den Auftrag des Herrn verwirklicht. Papst Paul VI. bekannte wenige Monate vor seinem Tod »das unermüdliche, wache, brennende Anliegen, das uns die fünfzehn Jahre unseres Pontifikates hindurch bewegt hat. >Den Glauben habe ich bewahrt!< können wir heute sagen aufgrund unserer demütigen und zugleich festen Überzeugung, niemals die heilige Wahrheit verraten zu haben.«25

Papst Johannes Paul I. dachte vierzehn Tage vor seinem Tod an die gerade vierzehn Tage zurückliegende Wahl und erzählte: »Das erste, was ich tat, kaum daß ich Papst war - ich ging in die Privatkapelle des päpstlichen Hauses. Dort hat Papst Paul an der Rückwand zwei Mosaiken anbringen lassen: Petrus und Paulus. Petrus, wie er stirbt, und Paulus, wie er stirbt. Unter dem heiligen Petrus stehen die Worte Jesu: >Ich werde für dich beten, Petrus, damit dein Glaube nicht wanke.< Unter dem heiligen Paulus, der den Schwerthieb empfängt: >Ich habe meinen Lauf vollendet und den Glauben bewahrt.<«26

Der Grund unserer Liebe zum Papst ist nicht dieser oder jener uns besonders anziehende Charakterzug, sondern die gläubige Einsicht in seinen Auftrag. Katharina von Siena sah im Papst den liebenswerten Christus auf Erden. Um so weniger dürfen wir der Versuchung erliegen, Päpste aus verschiedenen Epochen der Geschichte gegeneinander auszuspielen oder sie nach ihren uns mehr oder weniger zusagenden Qualitäten zu beurteilen. Jemand sagte einmal: Manche sehnen sich nach dem Papst von gestern, andere träumen vom Papst von morgen und beide vergessen dabei den Papst von heute. Es ist Teil unseres christlichen Zeugnisses, dafür zu sorgen, daß die Stimme des Heiligen Vaters alle erreicht. »Mit Freude segne ich dich, Sohn, für den Glauben an deine apostolische Sendung, der dich schreiben ließ: >Kein Zweifel: die Zukunft ist sicher, vielleicht trotz uns. Aber wir müssen zusammen mit dem Haupt eine Einheit bilden - ut omnes unum sint! - durch Gebet und Opfer. <«27

Kommunionvers. - 2,24-25. - Tagesgebet. - vgl. 63,11. - vgl. 78(77),70 ff. - 80(79),2. - Regensburger Neues Testament, Bd. 4, Regensburg 1961, S.200. - 5,4. - vgl. 21,15-17. - 22,32. - 21,1. - P.Berglar, Petrus - Vom Fischer zum Stellvertreter, München 1991, S.166. - ebd., S.167. - 3,11. - II.Vat.Konz., Konst. Lumen gentium, 18. - J.Kard.Ratzinger, Zur Gemeinschaft berufen, Freiburg 1991, S.69. - I.Vat.Konz., Konst. Pastor aeternus, 2. - 12,5. - vgl. 12,12. - vgl. Enchiridion indulgentiarum, 1986, Nr. 39: Gebet Pro Pontifice. - P.Berglar, a.a.O., S.235. - J.Escrivá, , 573. - 5,1-4. - Johannes XXIII., Geistliches Tagebuch, Freiburg 1964, S.321. - vgl. Paul VI, , 29.6.78. - Johannes Paul I., , 13.9.78. - J.Escrivá, , Nr.968.

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