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Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

JAHRESKREIS
24. SONNTAG (LESEJAHR C)

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HEIMKEHR ZUM VATERHAUS

Gleichnisse der Barmherzigkeit.
Die Freude des barmherzigen Vaters.
Liebloses Dienen verengt das Herz.

I. Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen! Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen, beständigen Geist! Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein zerknirschter Geist, ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verschmähen. Die liturgischen Texte des heutigen Sonntags zeigen uns Gott als den grenzenlos Barmherzigen, der dem Menschen, der umkehrt, nicht nur immer wieder vergibt, sondern ihn freudig aufnimmt.

In der ersten Lesung hören wir von der Verirrung des Volkes Gottes. Als Mose vom Berge Sinai herabsteigt, sieht er, daß das Volk dem Bund untreu geworden ist und sich ein goldenes Kalb gemacht hat. Moses legt, indem er sich auf Jahwe selbst beruft, auf seine Verheißungen, auf seine Barmherzigkeit, Fürsprache für das Volk ein. In der zweiten Lesung hören wir ähnliche Worte des Apostels Paulus, der nicht nur aus eigener Erfahrung, sondern, da die Verheißungen des Alten Bundes sich in Christus erfüllt haben, viel konkreter sprechen kann: Das Wort ist glaubwürdig und wert, daß man es beherzigt: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu retten. Von ihnen bin ich der erste. Aber ich habe Erbarmen gefunden, damit Christus Jesus an mir als erstem seine ganze Langmut beweisen konnte. Denken auch wir, wie Paulus, an unsere eigene Erfahrung mit diesem Gott, der nie müde wird zu verzeihen.

Das Evangelium stellt die Barmherzigkeit und Freude Gottes angesichts des sich bekehrenden Sünders in bewegenden Gleichnissen dar: es zeigt uns Gott als Hirten, der dem verlorenen Schaf so lange nachgeht, bis er es findet und voll Freude auf seinen Schultern heimträgt; als die Frau, die so lange nach der verlorenen Drachme sucht, bis sie sie findet und voller Freude ihre Nachbarinnen zusammenruft; als den Vater, dessen Liebe zum verlorenen Sohn ihn Tag für Tag Ausschau nach ihm halten läßt, voller Sehnsucht seine Heimkehr erwartend.

Jedes Gleichnis beginnt mit der Sorge um das Verlorene und endet mit dem freudigen Wiederfinden. Gott streckt uns seine väterliche Hand hin, lange ehe wir merken, daß wir allein aus der Not nicht herauskönnen. Wenn wir uns endlich bewußt werden - erleichtert und oft mit einer Reue, die uns zum Bußsakrament führt -, daß er auf uns wartet, dann freut sich der Himmel: Ich sage euch: Ebenso herrscht auch bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt.

II. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn schildert uns die Sünde als törichten Versuch, das väterliche Haus zu verlassen. »Als Folge dieser Flucht vor Gott stürzt der Mensch in eine Situation tiefster Verwirrung über seine eigene Identität und in eine bittere Erfahrung der Verarmung und Hoffnungslosigkeit. Das Gleichnis erzählt uns, wie der verlorene Sohn am Ende doch in Not gerät; er, der in Freiheit geboren wurde, sah sich gezwungen, sich einem Bürger jenes fremden Landes als Knecht aufzudrängen.«5

Aber der eigentliche Kern des heutigen Evangeliums ist die unermeßliche Liebe Gottes unseres Vaters. Sie wollen wir in die Mitte unserer Betrachtung stellen. »Der Vater des verlorenen Sohnes ist seiner Vaterschaft treu, ist der Liebe treu, mit der er seit jeher seinen Sohn beschenkt hat. Diese Treue kommt im Gleichnis nicht nur in der sofortigen Bereitschaft zum Ausdruck, mit der er den heimkehrenden Sohn, der das Vermögen verschleudert hat, aufnimmt; sie kommt noch mehr in der überströmenden, großzügigen Freude über den heimgekehrten Verschwender zum Ausdruck.«6 »Einem Gott gegenüber, der uns entgegeneilt, können wir nicht stumm bleiben, wir werden mit dem heiligen Paulus sagen: Abba Pater! (Röm 8,15) Vater, mein Vater! Denn er, der doch der Schöpfer des Alls ist, legt keinen Wert auf klingende Titel. Ihm kommt es nicht auf feierliche Bekundungen seiner Herrschaft an. Er hat es gerne, daß wir ihn Vater nennen, daß wir dieses Wort freudig auskosten.«7

Alle sollen an der väterlichen Freude teilhaben: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Nach Augustinus8 bezeichnet das Gewand die Ehre, der Ring die Würde, die Sandalen die Freiheit - alles hat der Heimkehrende wiedergefunden. Die Liebe Gottes »ist fähig, sich über jeden verlorenen Sohn zu beugen, über jedes menschliche Elend, vor allem über das moralische Elend: die Sünde. Wenn das geschieht, fühlt sich der, dem das Erbarmen zuteil wird, nicht gedemütigt, sondern gleichsam wiedergefunden und >aufgewertet<« schreibt Johannes Paul II.9

Im Bußsakrament gibt uns der Herr alles wieder, was wir durch die Sünde verloren hatten. Es ist das Sakrament der Heimkehr zum väterlichen Haus, das uns sogar noch reicher werden läßt, denn der Herr macht »aus unserem Elend Reichtum und aus unserer Schwachheit Stärke. Was wird er uns bereiten, wenn wir ihn nicht verlassen, wenn wir jeden Tag bei ihm sind, wenn wir Worte der Liebe, mit Taten bekräftigt, an ihn richten, wenn wir im Vertrauen auf seine Allmacht und Barmherzigkeit alles von ihm erbitten? Der Sohn kehrt heim, nachdem er seinen Vater verraten hat, und schon bereitet dieser ein Festmahl: Was wird er uns gewähren, uns, die wir immer bestrebt gewesen sind, an seiner Seite zu bleiben?«10

III. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern. Aber der Herr hat das Gleichnis noch nicht zu Ende erzählt. Es tritt noch eine weitere Gestalt auf: der ältere Sohn. Er kommt heim von der Arbeit auf den väterlichen Feldern. Für ihn ist dies ein ganz normaler Alltag, daher seine Überraschung, als er schon von weitem Musik und Tanz hört. Die Auskunft eines Knechtes versetzt ihn in Zorn. Er weigert sich hineinzugehen. Seine Vorwürfe erwecken den Eindruck, als hätte sich da seit langem etwas aufgestaut, das sich nun entlädt: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte.

Der Vater steht hier für Gott, der immer barmherzig und bereit ist, uns in seine Arme zu schließen. Der verlorene Sohn ist der Sünder, der seinen eigentlichen Platz entdeckt: den neben dem Vater. Doch wen haben wir in dem älteren Sohn zu sehen? Einen arbeitsamen Menschen, einen zuverlässigen, doch freudlosen Diener, einen Diener ohne Liebe. Er hat immer das Rechte getan, doch dabei ist ihm das Herz eng geworden, und er hat das Gespür für das, was die Liebe ist, verloren. Eigentlich sieht er seinen Bruder nicht; er nennt ihn der hier ... dein Sohn. Jenem, der nur gerecht sein will, entgeht die Freude darüber, bei Gott zu sein, weil er nicht zu begreifen vermag, daß in der Nähe Gottes zu leben selbst schon Ehre und Belohnung ist. Das will der Vater ihm andeuten: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Was noch können wir erwarten, wenn Gott selbst sich uns in seinem ganzen Reichtum schenkt?

Gott erwartet von uns einen freudigen Dienst: nicht verdrossen und nicht unter Zwang; denn Gott liebt einen fröhlichen Geber. Fröhliche Geber werden wir sein, wenn wir das Geheimnis der Gotteskindschaft auskosten: unser Herr ist unser Vater, und er hat uns zu seinen Kindern gemacht - nicht als Lohn der Gerechtigkeit, sondern als ein Geschenk der Barmherzigkeit.

, 3-4.12.19. - 32,7-11.13-14. - 1,15-16. - 15,1-32. - Johanes Paul II., , 17.9.1989. - ders., Enz. Dives in misericordia, 5. - J.Escrivá, Christus begegnen, 64. - Augustinus, Predigt 11,4. - Johannes Paul II., Enz. Dives in misericordia, 6. - J.Escrivá, Freunde Gottes, 309. - 9,7.

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